Pressemitteilung: Verfestigung rassistischer Strukturen durch das Ordnungsamt

31. August 2023

Der „Dachverband Muslimisch-Sunnitischer Jugend Frankfurt“ (MSJ) ist schon kurze Zeit nach seiner Gründung mit antimuslimischem Rassismus konfrontiert!

Der MSJ gründete sich im Herbst letzten Jahres als Zusammenschluss junger Frankfurter*innen, die sich in Moscheen engagieren und dort Jugendarbeit anbieten. Seit Januar 2023 ist er Mitglied des Frankfurter Jugendrings (FJR). Im Rahmen der Eintragung des Vereins ins Vereinsregister schrieb das Ordnungsamt den MSJ am 21.08.2023 mit der Aufforderung an, sich als Ausländerverein registrieren zu lassen. Die Mailadresse machte deutlich, dass das Schreiben aus dem Bereich „allgemeine Gefahrenabwehr“ stammte.

Ebenso wie der MSJ war der Frankfurter Jugendring sehr verwundert, da eine solche Aufforderung sehr ungewöhnlich ist. Durch Nachfrage beim zuständigen Sachbearbeiter stellte sich heraus, dass man aufgrund des Namens „Sunnitisch- irgendwas Verein“ annehmen müsste, dass es sich um einen Ausländerverein handle.

Julien Chamboncel, Vorsitzender des FJR, konstatiert: „Wir haben die Bildung des MSJ mit dem Anliegen gefördert, auch den jungen Menschen und ihrer Jugendarbeit zu einer Repräsentation zu verhelfen, die bisher von der Gesellschaft noch nicht gesehen wurden. Für dieses Projekt haben wir von der Stadtpolitik auch vielfältig Unterstützung bekommen. Es ist erschreckend zu sehen, dass es innerhalb der Stadtverwaltung weiterhin Strukturen und Akteure gibt, die an alten Stigmatisierungen festhalten. Die Kategorisierung muslimischer Menschen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit, ihres Aussehens, Namens oder ihrer (vermeintlichen) Migrationsbiographie als ‚nichtdeutsch‘, ‚nicht zugehörig‘ und ‚gefährlich‘ ist struktureller Rassismus!“

Youssef Hounass, stellv. Vorstandsvorsitzender der MSJ: "Mit unserem Dachverband möchten wir die muslimische Jugend und ihre Sichtbarkeit in Frankfurt stärken. Leider sind wir immer wieder damit konfrontiert, nicht als Frankfurter*innen anerkannt zu werden oder eben als per se ‚ausländisch‘, ‚fremd‘ oder ‚die Anderen‘ zu sein. Antimuslimischer Rassismus hält uns in unserer eigentlichen Arbeit, die pädagogische Arbeit mit Jugendlichen, immer wieder auf.“

Özgün Önal (stellvertretende Vorsitzende FJR) ergänzt: „Die Frankfurter Politik bezieht sich immer wieder äußerst positiv auf die große Vielfalt in Frankfurt. Scheinbar ist diese Haltung innerhalb der Ordnungsbehörde noch nicht vorgedrungen. Dass die selbstverständliche Zugehörigkeit muslimischer Menschen zu unserer Stadtgesellschaft auch im Jahr 2023 noch verhandelt werden muss, ist ein Armutszeugnis für Frankfurt und zeigt den dringenden Bedarf an einer Reform der rassistischen Praxis der städtischen Ordnungsbehörde.“

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Titelfoto von Clay Banks on Unsplash

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